Ryder Cup 2023 – eine Woche pure Ekstase

Für die Segler ist es der America’s Cup, beim Football die Super Bowl und im Fußball das Champions League Finale – doch was der Ryder Cup für uns Golfer darstellt, das ist mit Worten schwer zu beschreiben. Stimmung, Emotionen und Leidenschaft dieses Teambewerbs sind mit einem normalen PGA oder DP World Tour-Turnier nicht im Ansatz vergleichbar. TravelPro gibt hier Tipps für das Zuschauen vor Ort.

Österreich hat mit Sepp Straka heuer zum zweiten Mal (nach der Premiere von Bernd Wiesberger 2021) einen Spieler im Team Europe dabei. Straka könnte heuer der erste heimische Golfprofessional sein, der anschreibt. Bernd Wiesberger hat bei seinem Debüt leider alle drei Matches verloren.

Neben Wiesberger und Straka gab es jedoch bereits andere Österreicher, die einen Bezug zum Ryder Cup haben – allesamt waren sie beim Junior Ryder Cup im Einsatz. Katharina Werdinig (2002), Emma Spitz (2016,2018), Dominic Angkawidjaja (2004) und Matthias Schwab (2012) als Spieler und mit Murhof Gruppe Marketing-Mann Gary Stangl hatte Österreich auch einen Captain (2008 und 2010).

Natürlich blickt Golf-Österreich auch ein wenig wehmütig über die Grenze, hätte dieser Ryder Cup doch auch in Fontana über die Bühne gehen können. Am Ende fehlten wohl nur Nuancen, um als Sieger aus dem Bewerbungsprozess zu gehen.

Ryder Cup vor den Toren Österreichs

Wenn am Freitag um 7:35 Uhr der erste Vierer abschlägt, werden wohl viele Österreicher vor Ort sein und das Spektakel live erleben. Zwischen 35.000 und 50.000 Besucher werden jeden Tag vor Ort auf der Golfanlage sein und wollen sich die besten Zuschauerplätze ergattern. Wir haben mit Gary Stangl gesprochen und ihn um Tipps für das Verhalten gebeten. Für Stangl wird Rom bereits der 6. Ryder Cup, bei dem er persönlich vor Ort ist.

TravelPro: Gary, was erwartest du dir von diesem Ryder Cup?

Gary: Sportlich ein enges Rennen zwischen den beiden Teams mit leichten Vorteilen für die Europäer, die im Moment unheimlich stark in Form sind. Dazu halte ich Sepp die Daumen, dass er die ersten Punkte für Österreich einfährt. Organisatorisch könnte es spannend werden, die Infrastruktur rund um die Anlage muss erst beweisen, dass sie diesen Massen standhalten kann und hier habe ich nach einem Lokalaugenschein meine Zweifel.

Was meinst du damit?

Die Straßen rund um die Golfanlage Marco Simone sind sehr schmal und klein. Hier war vor einem Jahr noch wenig vom Ryder Cup zu spüren und die Menge an Shuttle-Bussen, die die Leute von den Park and Ride-Anlagen herbringen, kann ich mir dort nur schwer vorstellen. Grundsätzlich hatte Rom sicher Glück, durch die Pandemie ein Jahr gewonnen zu haben, 2022 hätte das nicht geklappt.

Ryder Cup bedeutet bis zu 50.000 Zuschauer vor Ort – gibt es da von deiner Seite Tipps?

Oh ja, hier darf ich auf meine fünf bisherigen Ryder Cups zurückblicken und für mich gibt es eine goldene Regel: Mitgehen nicht möglich! Gerade bei den Vierern am Freitag und Samstag sind nur vier Flights unterwegs und 50.000 Zuschauer wollen diese Flights sehen.

Sieht man vor Ort dann überhaupt etwas?

Natürlich, aber man braucht ein eigenes Course Management dafür. Grundsätzlich empfehle ich früh aufzustehen und möglichst früh vor Ort zu sein. Die Topographie vom Marco Simone Golfkurs sollte übrigens auch berücksichtigt werden. Also, der erste Flight spielt um 7:35 Uhr und daher empfehle ich um 7:00 Uhr vor Ort zu sein und auf den Grandstand hinter das 4. Green zu gehen.

Warum auf Loch 4?

Ich verlasse mich hier auf die Ryder Cup-App (sehr übersichtlich und gut gemacht) und den Übersichtsplan. Die Tribüne auf Tee und Green 1 wird um 7:00 Uhr sicher schon voll sein und daher macht das keinen Sinn. Loch 2 und 3 sind schwer einzusehen und hier ist auch keine Videowall eingezeichnet. Seitlich von Loch 4, dem Par 3, befindet sich eine Videowall und von der Tribüne hinter Green 4 sollte dieser Big Screen sichtbar sein. Das bedeutet, dort sitzt man und sieht auch die Action im TV. Ein weiterer wichtiger Punkt: Unbedingt das Ryder Cup Radio hören. Es gibt normalerweise einen Kanal für die europäischen und einen anderen für die amerikanischen Fans – grandiose Unterhaltung garantiert.

Es gibt getrennte Kanäle?

In der Vergangenheit war das immer so und das hin und her switchen ist unglaublich lustig.

Zurück zu den Tipps. Wie geht’s weiter?

Die Tribüne hinter Loch 4 ist einmal ein sehr guter Platz, sollte diese voll sein, wäre die Tribüne hinter Green 6 oder beim Abschlag 7 eine Variante. Hier ist auch ein Big Screen, aber die Ausrichtung der beiden Tribünen im Plan leider nicht erkennbar. Goldene Regel 2: Immer nur auf eine Tribüne gehen, von der aus eine Videowall sichtbar ist. Eine ähnliche Kombination könnte auch bei Loch 8 mit dem Screen auf Fairway 9 klappen.

Angenommen, es klappt mit der Tribüne auf Loch 4. Was macht man dann?

Zuerst sitzen und warten. Das Wetter ist gut angesagt, also hält man es auch ein paar Stunden aus. Wenn die vier Flights dann vorbeigekommen sind, gibt es zwei Varianten. Erste Möglichkeit, man nimmt die Kreditkarte und geht in einen Merchandising Store, kauft Souvenirs und macht sich danach auf, um auf den Backnine wieder etwas zu sehen. Variante zwei, man geht auf das erste Tee und wartet auf den Beginn der Nachmittags-Session um 12:30 Uhr. Grundsätzlich muss man schon sagen, das darf man sich nicht entgehen lassen – diese Stimmung sorgt für Gänsehaut. In Rom sehe ich die Gefahr, dass sich viele Leute nur zwischen Tee 1 und Tribüne Loch 6 und 7 aufhalten werden. Da muss man dann mit einigen Stunden sitzen auf Tee 1 rechnen, um frühzeitig einen Platz zu bekommen. Green 1 könnte auch eine Alternative sein für den Nachmittag.  

Wie schaut es auf den Backnine aus?

Die Löcher 10 und 11 gehen bergauf und bieten großzügige Naturtribünen, allerdings bin ich unsicher, ob ich das empfehlen würde. 12, 13, 14 und 15 wird man sicher einiges zu sehen bekommen, aber ich werde sie eher auslassen. Ein absolutes Highlight und manchmal auch spielentscheidend wird Loch 16 werden. Das Par 4 ist mit dem Drive zu erreichen und hier könnten sich Dramen oder Heldengeschichten abspielen. Diese Tribüne hinter dem Green ist zu empfehlen und eine Videowall gibt es auch. Ein weiterer großer Vorteil: Zu Loch 16 sollten noch einige Matches kommen, das kann auf 17 und 18 schon wieder anders sein. Die 18 wird – wenn noch gespielt wird – auch ein Highlight, aber aufgrund der Nähe zu Loch 1 und dem Clubhaus wird die Tribüne wohl immer voll sein.

Was darf man nicht auslassen?

Natürlich darf man auch das Public Village und die Zelte dort nicht auslassen, dort spielt es sich auch den ganzen Tag ab.

Abschließend darf ich nochmal zusammenfassen:

  • Ryder Cup-App runterladen – bereits vor der Anreise.
  • Bei der Ankunft Ryder Cup Radio kaufen, bzw. AirPods mitnehmen.
  • Mitgehen mit einem Flight ist unmöglich.
  • Im Idealfall geht man voraus und setzt sich 2-3 Stunden vor der Ankunft der Flights auf eine Tribüne – mit Sicht zu einem Big Screen und verfolgt die Übertragung. Laut Übersichtsplan gibt es ideale Positionen dafür auf Loch 1, 4, 6 (?), 7, 8 (?) und 16.
  • Plätze auf Naturtribünen immer mit Blick auf einen Screen wählen.
  • Von den Frontnine direkt auf die Backnine oder mit Umweg Merchandising oder Essens-Stopp.
  • Tribüne auf Tee 1 sollte man mitnehmen.
  • Löcher 16, 17 und 18 sind ein Risiko, vor allem bei hohen Spielständen daher eher nicht mehr aufsuchen.
  • Public Village genießen – auch hier hat man jede Menge Screens und gute Unterhaltung.
  • Merchandising unbedingt an den ersten beiden Tagen nutzen, oftmals sind schöne Produkte bald ausvderkauft.
  • Stimmung aufsaugen und genießen – DER RYDER CUP IST EINZIGARTIG.

 

Vielen Dank für Deine Einschätzungen und Tipps.

Gerne, ich wünsche viel Vergnügen und GO EUROPE!

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